Spielbericht: Extrawurst
BayArt Volkstheater e. V.
Spielbericht: Extrawurst
Extrawurst von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob ist eine Komödie über einen Kleinstadt-Tennisverein, der während seiner Mitgliederversammlung darüber abstimmen lassen will, ob ein neuer Grill für Vereinsfeiern wie das alljährliche Sommerfest angeschafft werden soll. Matthias, Vize-Vereinsvorsitzender, hat eine Power-Point-Präsentation vorbereitet. Der Grill, der auf mehreren Stufen viele Würstchen, Steaks und Koteletts gleichzeitig schafft, ist sein ganzer Stolz. Der machtverwöhnte Langzeitchef Heribert will den Beschluss durchwinken, da meldet sich die erfolgreichste Spielerin. Melanie gewinnt mit ihrem Doppelpartner Erol einen Preis nach dem anderen. Melanie besteht darauf, dass ein zweiter Grill für Erol, das einzige türkische Mitglied des Vereins, angeschafft werden soll, weil dieser aus Glaubensfragen seine Würstel nicht auf einen Grill legen darf auf dem Schweinefleisch zubereitet wird.
Damit erhebt sich das Problem, ob ein zweiter Grill angeschafft werden oder das türkische Mitglied seinen eigenen Grill mitbringen soll, der bedauerlicherweise größer und moderner ist als der, den der Verein anschaffen will. In der folgenden Diskussion stoßen Atheisten und Gläubige, Deutsche und Türken, „Gutmenschen“ und Hardliner frontal aufeinander. So wird aus einer Kleinigkeit eine grundsätzliche Debatte. Bald brechen Ängste und Vorurteile hervor, die zunächst unter der freundlichen Oberfläche verborgen blieben. „Extrawurst“ ist eine Komödie mit Abgründen, die zeigt, wie sich eine harmlose Diskussion verselbstständigt.
BayArt hat das Stück äußerst temporeich und sehr komisch auf die Bühne gebracht. Wie in der Vorlage verlangt und geschickt durch einige Schauspieler im Zuschauerraum animiert, werden die Zuschauer stark mit einbezogen und dürfen auch mit abstimmen. So ist Ihnen ein lustiger Theaterabend, belohnt durch viele verdiente Bravo-Rufe, gelungen.
Anfang der 2000er Jahre waren die Gründungsmitglieder von BayArt noch Teilnehmer eines VHS-Kurses, der jedoch nach einigen Jahren nicht mehr weitergeführt wurde. 2004 wurde deshalb aus der Not heraus, denn ohne Theater wollten sie nicht sein, der BayArt Volkstheater e.V. gegründet. Bis zum Jahre 2020 bespielte die Truppe einmal jährlich verschiedenste Bühnen in München, doch wie viele andere Bühnen waren sie durch Corona gezwungen mit ihren jährlichen Produktionen zu pausieren. Nachdem der Spielbetrieb wieder möglich war, stand der Verein jedoch vor einem Nachwuchsproblem: Es Fehlten junge Leute, somit konnten viele Stücke nicht mehr ausgewählt werden, da wichtige Rollen nicht hätten besetzt werden können. Um sich nicht auflösen zu müssen, pausierte der Verein aus diesem Grund seine Vereinstätigkeiten für ein Jahr. Doch 2023 kam die Wende und der Verein hatte plötzlich wieder jungen Zuwachs, der frischen Wind in den Verein brachte, sehr erfolgreich in den letzten beiden Produktionen mitwirkte und auch im Vorstand mit neuen Ideen den Verein aus seinem „Dornröschenschlaf“ wecken konnte. (Einer der „jungen Wilden“ ist Tom, der Regisseur von „Extrawurst“). BayArt besteht aus ca. 20 Mitgliedern und sucht nach wie vor nach jungen Interessierten, die Spaß haben vor und hinter der Bühne mitzuwerkeln. Gespielt wird einmal jährlich, hauptsächlich Komödien, Kriminalstücke und Dramen.
Quelle: Inge Kuhn
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