Spielbericht "Die drei Dorfheiligen"

Volkstheater Flintsbach e. V.
Spielbericht "Die drei Dorfheiligen"

Das Stück „Die drei Dorfheiligen“ ist ein bayerischer Schwank aus dem Jahr 1920 von Max Neal und Max Ferner. Dieser Schwank ist eine der meist gespielten bayerischen Komödien überhaupt und wurde bereits mehrfach verfilmt. Im Volkstheater Flintsbach wird die Zeit dieser Fassung wieder zurückgedreht, in das Jahr 1925, was natürlich viel besser in die historischen Räume mit seinem denkmalgeschützten Vorhang des zweitältesten Dorftheaters Deutschlands passt. Ein Packerl Liebesbriefe sorgt in der Gemeinde Scheibling für helle Aufregung, vor allen bei drei „ehrenwerten“ Bürgern, dem Bürgermeister Hilgermoser und zweien seiner Gemeinderäte. Zu allem Unglück befindet sich das bewusste Packerl in den Händen des Lehrers, der des Bürgermeisters Tochter Fanni liebt., aber vom Bürgermeister nicht als Schwiegersohn akzeptiert wird. Nun hat der Lehrer einiges in der Hand, um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen und nutzt dies auch weidlich aus. Zu allem Überfluss taucht noch ein weiterer Heiratskandidat für Fanni auf und das Verwechslungsspiel nimmt seinen Lauf.

Das Volkstheater Flintsbach nutzt den bäuerlichen Charme der Komödie aus, um seine Zuschauer immer wieder zu spontanen Lachern hinzureißen und ihnen eine nach der Corona-Pandemie dringend benötigten entspannte Vorstellung zu verschaffen. Bühnenbild, Requisiten und Kostüme sind stimmig für die Zeit um 1925. Herausragend der Hauptdarsteller des Bürgermeisters Hilgermoser (Bernhard Obermair). Seine Frau Uschi (Heidi Sieraczewski) gibt die herrische „Generälin“ des Haushalts, Fanni (Annalena Mayer) die nicht immer gehorsame Tochter, der Lehrer Furtner (Robert Nitsche) den gewieften jugendlichen Liebhaber, der die drei „Dorfheiligen“ immer wieder aufs Glatteis führt. Am Schluss kriegt jeder „Topf“ seinen „Deckel“. Das Ensemble wird nach der Aufführung mit stürmischem Applaus durch das Publikum belohnt – allen voran der Hauptdarsteller.

Ein Auszug aus dem Kirchenrechnungsbuch von 1675 gilt als erster gesicherter Nachweis einer dörflichen Theaterkultur, so dass die Flintsbacher ,,Theaterer” – so werden die Laienspieler in ihrem Dorf genannt – mittlerweile auf eine fast 350-jährige Schauspieltradition zurückblicken können. Die ersten Aufführungen waren Spiele mit religiösem Inhalt in oder neben der Kirche. Von 1680 bis 1823 fehlen Berichte über das Comedi-Spielen in Flintsbach. Schuld daran war eine Brandkatastrophe, bei der im Jahre 1869 die gesamte Theaterbibliothek verloren ging.

1823 hat der Wirt Franz Pallauf in Oberflintsbach einen Komödienstadel errichten lassen. Sein Theaterstadel – so nennt man ihn heute – steht immer noch. Er wurde inzwischen modernisiert, vergrößert und mehrmals instandgesetzt. Auf seinen Brettern agieren Flintsbachs Schauspieler noch heute wie damals. Das Volkstheater Flintsbach ist daher in der einzigartigen Lage, seinen Besuchern neben dem wechselvollen Geschehen auf der Bühne den echten Flair ländlichen Comedi-Spielens anzubieten.

Ab 1842 bedurften “ständige Liebhabertheater” einer besonderen behördlichen Bewilligung und dies führte schließlich in den Jahren 1875/78 zur Gründung der Theatergesellschaft Flintsbach. Sie besteht noch heute und trägt seit 1948 die Bezeichnung “Volkstheater Flintsbach e.V.”

Trotz des Bekanntheitsgrades und des Erfolges sind die Flintsbacher Theaterspieler bei ihrer Natürlichkeit geblieben. Auf dem historischen Hauptvorhang von 1844 sind Figuren abgebildet, die das Gute und Böse, das Edle und die Torheiten darstellen. In der Mitte steht Thalia, die Göttin der Komödie, auf einem Piedestal, auf dem geschrieben steht:

Wenn die Tugend nachgeahmt
Das Laster verabscheut
Thorheiten vermieden
Und das Edle in Ausübung
gebracht wird
Dann erreicht die Muse des
Schauspiels ihren Endzweck

Unter diesem Leitspruch setzt die Spielergemeinde die Tradition des ,,Comödispiels” fort, zur eigenen Freude und zur Erbauung des Publikums.