28. Bayerisches Jugendtheatertreffen in Langenbruck

28. Bayerisches Jugendtheatertreffen in Langenbruck

Da war sie nun, die bayerische Theaterjugend. 36 Teilnehmer, die meisten unter 20 Jahren, nahmen an drei Kursen des VBAT in Langenbruck teil. Platz gewesen wäre für mindestens doppelt so viel. Aber in Nach-Corona-Zeiten (oder immer noch Corona-Zeiten) kann man sich über die Anzahl der Teilnehmer freuen, fanden die Kurse doch endlich mal wieder „hautnah“ statt. 24 Teilnehmer hatten sich für den Kurs „Körpersprache und Bewegung entschieden, der daraufhin in zwei Kurse unterteilt werden musste. 12 Teilnehmer nahmen sich das anspruchsvolle Metier „Unsichtbares Theater“ vor. Die zwei Referentinnen von Körpersprache und Bewegung, Maria Krumm und Cecil Kott, näherten sich den Kurszielen langsam und behutsam und versuchten, das Körperempfinden der Teilnehmer immer mehr zu wecken. „Was habt ihr heute gelernt?“ fragt Cecil Kott am Ende des zweiten Tages. „Einfach nur zu spielen“, antwortet einer der Teilnehmer. Auf der Bühne sitzen, allein vor allen anderen und einen Text vorzulesen, in einer bestimmten Rolle mit bestimmten Macken, die sich steigern, Text vorlesen hinter Stühlen, so dass nur mit dem Oberkörper agiert werden muss, in verschiedenen Energiestufen durch den Wald gehen, Bewegung auf Musik (Charlie Chaplin), Skulpturen bauen, waren nur einige der Übungen. Die Jugendlichen seien viel stiller als früher wundert sich eine Referentin, die das mit Kursen von vor über 10 Jahren vergleicht, ob das an social media liege (nach dem Motto: Wisch und weg – gefällt mir nicht) oder doch an Corona, das die Menschen introvertierter gemacht habe?

Die Teilnehmer des Kurses „Unsichtbares Theater“ unter der Leitung von Bernd Upadek hatten sich Schweres vorgenommen. Sie fuhren am Samstagnachmittag ins Designer Outlet "Ingolstadt Village" um dort mit den Passanten „Unsichtbares Theater“ (Theater das nicht als solches zu erkennen ist) auszuprobieren und sie zu einer direkten Beteiligung am Geschehen aufzufordern. Dort kam ein Influencer-Team (aus 4 Teilnehmern) zum Einsatz, das vor mehreren angesagten Shops kurze Videos drehte und dabei den Kunden möglichst etwas im Weg stand, um diese aufmerksam zu machen und ggf. einzubinden. Andere Teilnehmer waren dort als scheinbar Unbeteiligte unterwegs, ließen sich von selbst interviewen oder gaben sich sogar als begeisterte Fans und Follower der ihnen angeblich bekannten Influencer "Olli & Sophia" zu erkennen. Diese wiederum sprachen Kunden an, um ihnen die ominöse Frage "Was kostet dein Outfit?" zu stellen. Einige ließen sich tatsächlich darauf ein und es gab eine erstaunliche Bandbreite von unter 100 Euro bis hin zu behaupteten 1.000 Euro. A

Alles ist gut abgelaufen, es gab keine Konflikte mit der allgegenwärtigen Outlet-Security und die Protagonisten wurden ernst genommen, es gab keine Zweifel an der Authentizität ihres Tuns. Der besondere Reiz und das gleichzeitige Risiko des Unsichtbaren Theaters liegt darin, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Menschen zum Hinsehen statt Wegschauen anzuregen und vor allem sich selbst auch im Nachhinein nicht als Schauspieler erkennen zu geben, so dass das beobachtete Geschehen für andere "echt" ist und bleibt.

Am abschließenden Sonntagmorgen hat der Kurs sich dann intensiv und sehr persönlich mit dem Forumtheater nach Augusto Boal beschäftigt. Es zeigte sich, dass der intensive Prozess am Samstag die Gruppe derart zusammengebracht und sensibilisiert hatte, dass die Auseinandersetzung mit geteilten und nachgestellten Konfliktsituationen überaus beeindruckend und persönlich geriet. Gemeinsam wurden zu eindringlichen und teils bedrückenden Szenen schließlich Lösungsansätze mit spielerischer Leichtigkeit erprobt und der Kurs erfuhr so einen bewegenden Abschluss. Ein großes Dankeschön des Referenten an die Gruppe für ihren umfassenden Einsatz und ihre große Bereitschaft sich auch emotional einzubringen!

 

Die Betreuung durch den Langenbrucker Theaterverein war vorbildlich. Schon zum Mittagessen verkündet mir eine „Küchenfee“: „Das ist keine Tütensauce, die ist hausgemacht!“ Und so wars dann auch. Abends gab es ein großes Grillfest mit Lagerfeuer, Gitarrenmusik und Kabarett! Für das Gewitter in der Nacht zuvor, das manchen Teilnehmer in den Zelten kaum schlafen ließ, konnte allerdings keiner was.