Spielbericht "Der Vorname"

Zeitkind e. V.
Spielbericht "Der Vorname"


Kunst kommt von Können, nicht von Wollen. Sonst müsste es ja Wunst heißen – Karl Valentin. Das ist das Motto von der Gruppe Zeitkind e.V. Das verspricht viel – und die Gruppe Zeitkind hält das auch, wie das bei dem Stück „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patelière, das bereits im Herbst 21 aber auch im Mai 22 im Römerhoftheater in Garching aufgeführt wurde, zu sehen war. Das Stück um den Vornamen Adolphe – wohlgemerkt mit ph und nicht mit f – das zu einem ernsten Familienzwist führt, ist eine bitterböse Komödie und wird derzeit im Amateurbereich landauf / landab gespielt. Die Gruppe Zeitkind hat die Herausforderungen, die die Charaktere des Stückes an die Schauspieler und die Regie stellen, angenommen und bravourös gelöst. Unter der kundigen Regie von Stephanie Brack zeigt das gesamte Ensemble ein hohes Niveau. Die Regisseurin hat ein gutes Auge für Stimmungen und Raumaufteilung, sowohl das Tempo als auch die präzise Aussprache werden von allen Schauspielern in jedem Moment aufrechterhalten. Einen einzelnen Schauspieler herauszuheben erscheint ungerecht - der Star war das Ensemble. Das ist Amateurtheater auf höchstem Niveau! Das Bühnenbild geschmackvoll, mit einer Schattenwand wird eine dritte Ebene geschaffen, die zeigt, was in der Küche passiert. Für den Zuschauer ergeben sich viele Lacher, die jedoch auch wieder im Halse steckenbleiben oder poetische Momente, als der Freund der Familie seine Liebesgeschichte schildert und nachdenkliche Momente als die Ehefrau ihre Nichtbeachtung durch den Ehemann thematisiert. Viele Bravo-Rufe der anwesenden Zuschauer.

Der Verein Zeitkind e.V. wurde am 17. Juni 2010 gegründet. Er ging hervor aus dem St. Severin-Chor, der unter der Leitung seines damaligen Chorleiters Albert Neuhauser neben einer Reihe von anderen Musiktheatern 1992 das legendäre Musical Zeitkind im Garchinger Bürgerhaus uraufführte. Der Name des Musicals Zeitkind repräsentierte die damals wie heute noch sehr aktuelle gesellschaftliche Frage: „Kann ich trotz Umweltkatastrophe(n) und Zukunftsängsten ein Kind in diese Welt setzen?“ Die Antwort der Regie lautete: „Ja, du hast das Recht auf eine eigene Welt, Zeitkind, Kind aus der Zeit“, so hieß es 1992 im Schluss-Song des Musicals. Der Vereinsname Zeitkind symbolisiert den gleichen Grundgedanken wie im uraufgeführten Musical: Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben, in dem der Mensch seine Welt gestaltet. Der Name steht ebenso für Aufbruch als auch für Neues. Die Vereinsaktivität bezweckt eine Bereicherung der kulturellen Szene in Garching und Umland. Heute werden pro Jahr zwei Stücke aus dem Sprechtheater aufgeführt. In der Zwischenzeit organisiert die Gruppe eine Reihe von Workshops.