Großartiges Mundartstück „Die Siebtelbauern“ eröffnet das Jubiläumsjahr im LSK-Theater Mainburg

Spielbericht zu: Die Siebtelbauern - LSK Theater Mainburg e. V.
Großartiges Mundartstück „Die Siebtelbauern“ eröffnet das Jubiläumsjahr im LSK-Theater Mainburg

Das Frühjahrstheater des LSK-Mainburg hat alles, was ein gelungener Auftakt des Jubiläumsjahres braucht. 27 Schauspieler, über ein Dutzend Helfer hinter der Bühne, ein Regieduo, das sein Handwerk versteht und ein Mundartstück, welches es in sich hat. Nicht nur vom Knecht der Bauer werden will handelt das Stück, sondern von Mägden und Knechten, die eine neue Ordnung von Macht, Land und Sexualität aufstellen wollen.

In einem ländlichen Dorf Anfang der 30er Jahre liegt der Bauer Hillinger (Werner Ostermeier, der seine Wandelbarkeit in einer Doppelrolle zeigt) mit aufgeschlitzter Kehle auf seinem Hof. Die Mörderin, die alte Magd Rosalind (Maria Reith fesselt mit ihrem stoischen Spiel), wird schnell überführt, festgenommen und eingesperrt. Bei der Testamentseröffnung durch den Gendarm (Hermann Scholz, altes LSK-Urgestein, imponiert mit seiner autoritären Rolle) stellt sich heraus, dass der Bauer seinen Besitz nicht, wie erwartet, der Kirchen- oder Dorfgemeinde vermacht hat, sondern seinen zehn Knechten und Mägden.

Was dann passiert, ist großes Kino über Recht und Unrecht und über die eigene Hilflosigkeit, wenn die vermeintlichen Traditionen zu wackeln anfangen.

Sieben Knechte und Mägde stellen sich der unfassbaren Situation, ab sofort Bauern zu sein. Da sind auf der einen Seite die rebellische und selbstbewusste Emmi,  ausdrucksstark und in überaus klarer Sprache gespielt von Luisa Lorenz, mit Lukas, der das Leben eher leicht nimmt, kraftvoll und doch mit Leichtigkeit gespielt von Jonas Niemetz. Ihnen zu Seite stehen Liesl und Zenzl, zwei naive, eher dümmliche Mägde, herrlich dargestellt von Lena Kinzel und Nadine Zitterbart, der gebildete und skeptische Knecht Severin, souverän gemimt von Georg Fankhauser und Heidi Mirlach, die die alte verbitterte Magd Nane unglaublich eindrucksvoll und authentisch spielt. Lena Spornraft, die Darstellerin des stummen Hirtermadls Vroni, überzeugt auf ganzer Linie mit ihrer Mimik und Gestik. Auf der anderen Seite steht der Großknecht, Herbert Bauer-Brauneis, ein neues Gesicht auf der LSK-Bühne, der nicht nur durch seine Größe eine Erscheinung ist, sondern ebenso durch sein konsequentes Spiel begeistert. Wie ein Schatten folgt ihm der Knecht Sepp. Sebastian Altmann brilliert hier mit seinem energiegeladenen Wort-und Gestikspiel. Anja Mauritz  glänzt in der Rolle der bigotten, scheinheiligen und immerzu negativ eingestellten Magd Gertrud, der dritten im Bunde.

Es sind die Bauern des Ortes, die den „Siebtelbauern“ alle nur erdenklichen Steine in den Weg legen, weil sie es einfach nicht wahrhaben wollen, dass die Ordnung durchbrochen wurde und Knechte und Mägde zu Bauern werden sollen. Allen voran der gierige und durchtriebene Großbauer Danninger, erstklassig und gewaltig gespielt von Alfred Reiser. Georg Hofbauer, Werner Dotzauer, Karl Dotzauer und Kersten Röckl, charakterisieren  die wohlhabenden Bauern auf grandiose Weise. Auch ihre Bäuerinnen werden in ihrer Geschwätzigkeit und Neugier wunderbar verkörpert von Veronika Dotzauer, Miriam Obermayr und Sabrina Zenger. Es scheint als hätte sich das ganze Dorf gegen die Siebtelbauern verschworen, angefangen vom Totengräber (Reinhold Wimmer), über den korrupten Pfarrer (Johannes Zenger) mit seinen Lausbuben-Ministranten (Maxi Artinger und Johannes Hintermeier) sogar bis hin zu den Bedienungen (Martina Ilhan, Regina Till)

Mit Witz und Mut haben Regisseur Hans-Jürgen Hintermeier und Assistenz Lisa Meier eine archaische Geschichte auf die Bühne gebracht, ohne auch nur einmal dem Komödienstadl-Pathos zu verfallen. Mit klarer, reduzierter bayerischer Sprache, stilsicheren Kostümen, perfekter Maske und einem hervorragenden Bühnenbild samt Bühnenerweiterung eröffnet das „Siebtelbauern“-Ensemble das Jubiläumsjahr. Hervorzuheben ist auf jeden Fall die grandiose Musik. Der gebürtige Mainburger Gerhard Gschlößl komponierte extra ein Stück samt Variationen für diese Inszenierung. Als studierter Posaunist hat er selbst mit seiner Lebensgefährtin Maike Hilbig (Kontrabass) die Stücke eingespielt.  Die Musik ist derart passend und unterstreicht  die Beziehungen  von Recht und Unrecht, von Bauer und Knecht, von Mann und Frau und von alter Ordnung und neuen Fundamenten auf perfekte Weise.






LSK Theater Mainburg e. V.
Quelle: Bericht: Julika Weiherer, Foto: LSK-Theater-Mainburg

Direktlink zum Artikel: https://www.amateurtheater-bayern.de/index.php?modul=news_show&id=431