Die Medienreferentin Oberbayern besucht das Théâtre Jean Renoir München zum 15-jährigen Jubiläum: „Le Mâle et le Bien“ (zu deutsch: das Männliche und das Gute)

Spielbericht zu: Le Mâle et le Bien - Théâtre Jean Renoir e. V.
Die Medienreferentin Oberbayern besucht das Théâtre Jean Renoir München zum 15-jährigen Jubiläum: „Le Mâle et le Bien“ (zu deutsch: das Männliche und das Gute)

Das Théâtre Jean Renoir ist vor 15 Jahren aus der Schüler-Theatertruppe der deutsch-französischen Schule in München hervorgegangen und steht unter der Leitung der ehemaligen Französischlehrerin Valérie Weidenfeld. Das Théâtre Jean Renoir hat es sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, für das französische und frankophone Publikum in München zeitgenössische französische Theaterliteratur zu präsentieren. Dabei hat es immer seine Vorliebe für solche Werke gezeigt, in denen in satirischer Form, oft auch mit schwarzem Humor, menschliche Schwächen dargestellt werden.

Die Liste der erfolgreichen Produktionen dieser 15 Jahre ist beachtlich und ein echtes Spiegelbild des modernen Theaterlebens in Frankreich. Das Publikum besteht aus Franzosen, Frankophilen, deutschen Gymnasium-Klassen, VHS-Kursen aus München aber auch Augsburg, Ingolstadt, Rosenheim usw. Die im Teamtheater in München stattfindenden Vorstellungen sind in der Regel ausgebucht.

Zu seinem 15-jährigen Jubiläum hat sich das Théâtre Jean Renoir ein ganz besonderes Bühnenstück ausgewählt: „Le Mâle et le Bien“ des Autors Patrick Ortéga, ein noch relativ neues und unbekanntes Werk, das 2012 in Frankreich einen Preis bekam, danach landauf/landab gespielt wurde und schließlich 2015/2016 beim Theaterfestival in Avignon, dem „Mekka“ für Theaterinteressierte in Frankreich, Triumphe feierte. Nun erlebt es seine deutsche Uraufführung.

„Le Mâle et le Bien“ ist ein psychologisches Meisterwerk – gewissermaßen ein Krimi wider Willen: Fünf alte Kumpels treffen sich alle 14 Tage in einer eigens angemieteten Hütte, um eine Partie Poker zu spielen und von den guten alten Zeiten zu träumen, in denen sie gemeinsam Rallyes fuhren und eine verschworene Gemeinschaft waren. Alle 14 Tage leben sie wieder für einen Abend in ihrer typischen Männerwelt und feiern ihre alte Freundschaft.

Aber diesmal verläuft der Abend anders als die normalen Poker-Runden: Eine einzige Frau sorgt dafür, dass der Abend für alle zu einem Albtraum wird. Als einer der Männer, Pierre, zwischenzeitlich kurz nach Hause fährt, um zu überprüfen, ob sein Dach den Sturm standhält, trifft er seine junge Frau in flagranti mit einem anderen Mann an. In seiner Wut schlägt er diesem einen schweren Aschenbecher auf den Kopf und lässt ihn schwerverletzt und seine Frau blutüberströmt zurück. Zurück bei der fröhlichen Trinker-Runde stellt er diese vor ein Problem, das alle unter moralischen Druck setzt und die bis dahin mühsam gepflegte Harmonie der Gruppe zu zerbrechen droht. Die Männer erleben einen echten Krimi und stehen plötzlich vor einem fast unlösbaren Dilemma: Werden sie die Polizei rufen oder werden sie sich für ihre alte Freundschaft entscheiden? Die Zuschauer werden bis zum Schluss in Spannung gehalten, wie diese Entscheidung ausfallen wird.

„Le Mâle et le Bien“ ist zugleich komisch, tragisch und grausam – aber immer spannend. Und man verlässt das Theater und fragt sich: „Wie hätte ich mich wohl in dieser Situation verhalten?“

Obgleich die Autorin dieses Artikels nur über ein rudimentäres Französisch verfügt, wurde sie – bewaffnet mit einer Inhaltsangabe – von dem spannenden und auf hohem spielerischen Niveau stattfindenden Spiel der Akteure in ihren Bann gezogen. Die gelungene Inszenierung von Valérie Weidenfeld und das auf das Wesentliche beschränkte Bühnenbild sowie die das Geschehen unterstützenden Kostüme trugen das Ihrige dazu bei.

Gleichwohl noch nicht übersetzt und bislang bei keinem Theaterverlag erschienen – die Rechte wurden vom Théâtre Jean Renoir direkt beim Autor bezogen -, lohnt es sich dennoch für deutschsprachige Theatergruppen, dieses Stück im Hinterkopf zu behalten, um es irgendwann in ihr Repertoire aufzunehmen. Denn dieses Stück kann überall stattfinden!




Théâtre Jean Renoir e. V.
Quelle: Inge Kuhn

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